Heimatmuseum

Kulturreferentin Dr. Claudia Trübsbach, Bürger für Prien

Als 2008 erstmals im Gemeinderat das Amt einer Kulturreferentin vergeben wurde, habe ich diese Aufgabe gern übernommen. Nach umfassendem Kulturstudium, nach kultureller Tätigkeit bei Presse und Fernsehen und zuletzt 20-jähriger Leitung einer der größten Kulturabteilungen in München wollte ich mich gern für die Priener Kultur und die kulturelle Belebung des Ortes einsetzen.


I. Heimatmuseum


Heimatmuseum Eingangsfront

Im Rahmen einer ersten Bestandsaufnahme wurde neben anderen Kultureinrichtungen auch das Heimatmuseum genau angesehen.

Die Begehung mit dem Museumsleiter Karl Aß machte deutlich, dass dringender Sanierungs- und Modernisierungsbedarf besteht. Warum?

• Das Haus ist nicht bzw. teilweise nur unzureichend heizbar, es gibt keine museumsadäquate Temperierung.
• Die Wände sind feucht, sodass Bilder schimmeln.
• Uralte Elektroleitungen verlaufen über Putz.
• Treppen sind abgesperrt „wegen Einsturzgefahr“
• Es gibt kein Inventarisierungsverzeichnis der im Besitz der Gemeinde befindlichen Kunstgegenstände.
• Ihre Aufbewahrung entspricht nicht dem notwendigen Standard.
• Es fehlt an Systematisierung in der Darstellung der Bestände und
• an zeitgemäßer museumsdidaktischer Aufbereitung.

Folgerichtig sind auch nur geringe Besucherzahlen zu verzeichnen.
Ein Zustand also, der dringend verändert werden muss und – vor anderen wünschenswerten Kulturprojekten – höchste Priorität hat.

Ziel soll es sein,

• das Museum im Ensemble mit Kirche und Kronasthaus (17. Jh.) wieder zu einem Schmuckstück im Ortskern zu machen,

• einen Platz zu schaffen, an dem Priener und regionale Geschichte lebendig wird und mithilfe neuer Medien vertieft werden kann,

• das Haus zu einer Attraktion für Touristen werden zu lassen, besonders auch im Hinblick auf Kinder- und Familienfreundlichkeit,

• Kindern einen spielerischen Umgang mit der Vergangenheit zu ermöglichen,

• Schülern und Jugendlichen eine Bildungsmöglichkeit zu bieten und zum eigenen Nachforschen anzuregen und nicht zuletzt

• einen Rahmen zu bieten, der mit ausreichend großem Entrée für Gruppen, mit Garderobe, Museumsshop, kleinem Museumscafé mit Bücherei, mit Museumsgarten und einem Veranstaltungsraum Priener Bürgern den Kommunikationsort schafft, in dem man sich gerne aufhält.

Die Fertigstellung sollte spätestens 2012 erfolgen, so war es gedacht -, damit die Einweihung 2013 zum 100-jährigen Jubiläum des Museums stattfinden könnte.

Dafür stellte der Gemeinderat bei seinen Haushaltsberatungen 2009 für die Jahre 2010 und 2011 250.000 € und 500.000 € in Aussicht. Die Grobkalkulation wurde mit 3,5 Mill. veranschlagt, wobei höchstens 50 %, also 1,75 Mill. von der Gemeinde zu tragen wären.

Nach zahlreichen vorbereitenden Gesprächen nahm ich Kontakt mit Dr. Henker auf, dem Leiter der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in München. Zusammen mit seinem zuständigen Gebietsreferenten Dr. Gribl kam er zu einer Besichtigung nach Prien. Beide zeigen sich von dem Sammlungsbestand beeindruckt und sicherten ihre volle Unterstützung bei der auch von ihnen als dringend notwendigen erachteten Sanierung und Modernisierung zu.

In einer ersten Stellungnahme von Dr. Gribl vom 16.03.09 heißt es:

„…Ich darf zum Schluss kommen und seitens der Landesstelle festhalten, dass wir bezüglich der Sammlung, insbesondere auf Grund des umfangreichen Kunstbestandes von Chiemsee-Künstlern und deren Nachlässen, von überregionaler Bedeutung sprechen und dies auch in unseren Fördergutachten zum Ausdruck bringen werden. Zum anderen unterstützen wir in jeder Hinsicht das Projekt einer kulturellen Neubestimmung für Ort, Region und Tourismus – insgesamt die Öffnung für zeitgemäße Präsentation und Vermittlung. Das künftige Museum des Marktes Prien könnte neben dem Römermuseum „Bedaium“ in Seebruck das kultur- und kunstgeschichtliche Zentrum der Chiemsee-Region sein.“

Zur Stellungnahme

Mit Hilfe der Landesstelle für nichtstaatliche Museen wurde im August 2009 mit dem neuen PC-Programm „Museum plus“ die Inventarisierung der Sammlungsbestände, in Angriff genommen. Bei ca. 1.800 Gemälden und ca. 5.000 Objekten ein großes, mehrere Jahre umfassendes Projekt. (s. Inventarisierung)


Dr. Pröstler, Landesstelle für nichtstaatliche Museen, Kunsthistorikerinnen Zellner und Firmkäs bei der Einweisung in das PC-Programm „Museum plus“ …


… und dem Begutachten der Objekte

Kurz darauf fand mit verschiedenen Experten – Leiter und Gebietsleiter der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, dem Kreisbaumeister vom Landratsamt Rosenheim, den beiden zuständigen Kreisheimatpflegern, mit Architekten, Bürgermeister, Bauamt und Kulturreferentin – eine Begehung vor Ort statt, um die Vorgaben, die das Umfeld des Heimatmuseums betreffen, für den Architektenwettbewerb festzulegen. Dieser sollte noch in diesem Jahr 2009 stattfinden. Das Geld dafür (60.000 €) stand bereits zur Verfügung.


Von links: H. Fellner (Bauamt Prien), Kreisbaumeister Juraschek (Landratsamt Rosenheim), Kreisheimatpfleger Stolte, Karl Aß (Heimatmuseum), Dr. Trübsbach (Kulturreferentin), Dr. Gribl, Dr. Henker (beide Landesstelle für nichtstaatliche Museen München), Architekt Hirner

In der Ende Oktober abgehaltenen Haushaltsklausur wurde jedoch leider beschlossen, wegen der extrem schlechten Haushaltslage im kommenden Jahr das Vorhaben um ein Jahr zu verschieben, d. h. die Ausschreibung des Wettbewerbs 2010 vorzunehmen und dann 2011 mit Sanierung und Umbau zu beginnen.

Dass es zu meinem großen Bedauern bis jetzt nicht zu dem vorgesehenen Architekten-Wettbewerb gekommen ist, dass auch die von mir ins Leben gerufenen „Museumsgespräche“ nicht fortgesetzt werden konnten, die die Bevölkerung in die Überlegungen und vorbereitenden Tätigkeiten und Materialsammlung einbeziehen sollten – dies alles hat verschiedene Gründe, die aufzuzählen diesen Rahmen sprengen würden.

Im Januar 2012 wurde jedoch eine Machbarkeitsstudie für das Heimatmuseum in Auftrag gegeben, die im April fertiggestellt und im Mai 2012 von der Museumsexpertin Dr. Holz dem Gemeinderat vorgestellt wurde.

beengte Eingangssituation für Empfang, Kasse und Katalogverkauf

Aus dieser lassen sich drei verschiedene Lösungen herauslesen:

• Einfache Sanierungsvariante, die die Missstände behebt (Feuchtigkeit, Elektrizität, Klimatisierung), die an den Besucherzahlen aber nichts ändern wird. Beibehalten der Fläche und Personalsituation.

• Mittlere Variante, die unter Beibehaltung der Fläche bei Ausnutzung von zwei Garagen und Keller und geringem Ausbau der Personalausstattung museumspädagogische Aktivitäten und Marketingaktivitäten zulässt. Geringer zu erwartender Besucheranstieg.

• Optimale Lösung durch vollständige Sanierung und Modernisierung. Zeitgemäß notwendige Museumsausstattung ( Räume für Empfang, Garderobe, museumspädagogische Aktivitäten, Vorträge, Ausstellungseröffnungen, für Mitarbeiter und Magazine. Vergrößerung der Nutzfläche (neuer Anbau statt Rotkreuzheim) und Personalaufstockung. Größere Attraktivität und erhebliche Steigerung der Besucherzahlen wären zu erwarten.

Es wurde festgehalten, in einer weiteren Sitzung anhand einer vorbereiteten Gegenüberstellung von Vorteilen, Nachteilen und Kosten mit Dr. Holz die verschiedenen Lösungen zu diskutieren und die sinnvollste Variante zu beschließen.

Diese Entscheidung wurde bisher nicht getroffen.

Stattdessen wurde im Zuge des Städtebauförderungsprogramms „Stadtumbau West“ der Museumsvorplatz als‚ Starterprojekt‘ durchgeführt.

In einem zweiten Schritt (noch nicht abgestimmt) soll 2014 auch der westlich des Museums liegende Parkplatz neu gebaut werden. Während der Begehung durch die Expertenkommission im August 2009 (s. o.) war aber bereits beschlossen worden, diesen Bereich für die Umgestaltung des Museums und den Architektenwettbewerb freizuhalten.


Heimatmuseum Westansicht mit Anbau Rotkreuzheim

Es ist kontraproduktiv, den das Heimatmuseum umgebenden Platz zuzubauen, bevor der Gemeinderat entschieden hat, in welcher Form er das Museum umgebaut haben möchte und bevor der geplante Architektur-Wettbewerb stattgefunden hat.

Deshalb habe ich als Kulturreferentin zusammen mit meiner Fraktion ‚Bürger für Prien‘ den Antrag gestellt, nicht den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen und zuerst die anstehende Entscheidung über das Museum zu treffen, bevor über einen Parkplatz entschieden wird, der wie bisher vorgesehen, gar nicht zur Verfügung steht.
Zum Antrag Heimatmuseum

Das Haus mit dem prächtigen Wappmannsberger-Portal sollte im Ensemble von Kirche und Kronasthaus ein zentrales Schmuckstück Priens werden, das in seinem Innern ein modernes, zeitgemäßes „Chiemsee-Museum“ beherbergt und Anziehungspunkt für die gesamte Region ist.

Prien, 20. Februar 2014