Umwelttag 2015 – Keimzelle Garten

Liebe Mitglieder,
liebe Interessierte,

am 25. April 2015 findet unser erster Umwelttag statt. Das Motto lautet „Keimzelle Garten – eine Initiative für biologische Vielfalt“.

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Vor einigen Jahren rückte mit dem beabsichtigten Ausmerzen der beliebten Kartoffelsorte „Linda“ durch eine große Saatgutfirma das Thema Sortenvielfalt in den Fokus der Öffentlichkeit. Es zeigte sich, dass das rasante Verschwinden von Tier- und Pflanzenarten auch vor unseren Kulturpflanzen nicht Halt macht. Schätzungen gehen davon aus, dass seit dem Jahr 1900 etwa 75 % der Kulturpflanzen unwiederbringlich verloren gegangen sind. Im Erwerbsanbau werden von den etwa 4800 bekannten Kulturpflanzenarten nur etwa 100 genutzt.

Am Beispiel der Tomate lässt sich das besonders gut zeigen. Im Lebensmittelhandel werden nur ein paar wenige Sorten, meist ohne Namen nur als Cocktail-, Rispen- oder Fleischtomate bezeichnet, angeboten. Allein im aktuellen Sortenhandbuch des österreichischen Vereins Arche Noah, der sich u.a. den Erhalt und die Verbreitung seltener Gemüsesorten zur Aufgaben gemacht hat, werden etwa 614 (!) unterschiedliche Tomatensorten angeboten.

Der Verlust der Vielfalt hat zur Folge, dass das Lebensmittelangebot immer eintöniger wird. Mit dem Verlust an Farben, Formen und Geschmacksrichtungen geht auch ein Teil unserer Lebensqualität verloren.

Zudem bergen die alten Sorten eine genetische Vielfalt, die für unsere Zukunft von entscheidender Bedeutung sein kann. Der Klimawandel führt zu veränderten Umweltbedingungen, an die wir unsere Nutzpflanzen anpassen müssen, um unsere Lebensgrundlagen nicht zu verlieren. Die alten Sorten wurden über lange Zeiträume durch bewusste Auslese an die lokalen Gegebenheiten, wie Boden, Temperatur und Niederschlagsmenge angepasst. Sie weisen durch ihre lange Geschichte der Anpassung oft Eigenschaften auf, die sie für die neuen Anforderungen jetzt schon geeigneter machen, als ihre industriell erzeugten Kollegen. Die alten Sorten bilden so die Grundlage für die Weiterentwicklung unserer Gemüsepflanzen und sind damit ein unermesslicher Schatz, den es zu erhalten gilt.

Dem stehen aber oft Industrie und Politik entgegen. Auf EU-Ebene gab es bereits mehrmals den Versuch über die Novellierung der EU-Saatgutverordnung den Anbau und die Weitergabe alter Sorten zu erschweren oder gar zu verhindern. Hohe Hürden für die Zulassung würden dazu führen, dass der Anbau unmöglich würde und noch mehr Vielfalt verschwindet. Und auch durch TTIP drohen Gefahren für die Vielfalt.

Vor diesem Hintergrund möchten wir mit dem Umwelttag 2015 dem Thema Biodiversität bei Kulturpflanzen zum einen zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Zum anderen wollen wir Informationen geben, was jeder einzelne im Hausgarten für die Sortenvielfalt tun kann. Als parteifreie Umweltliste wollen wir aber auch den politischen Aspekt beleuchten.

Die Veranstaltung wendet sich damit an alle, die sich für das Thema Kulturpflanzenvielfalt interessieren. Alle die ohnehin schon gärtnerisch tätig sind, bekommen Tipps zu selteneren Gemüsesorten und zur Vermehrung über eigenes samenfestes Saatgut. Dazu bieten wir den Kauf von Jungpflanzen und Saatgut an.

Programm – Überblick:

Von 13 Uhr bis 16 Uhr wird es jeweils zur vollen Stunde einen Vortrag geben (Themen siehe unten). Nach jedem Vortrag besteht die Möglichkeit für Fragen und zur Diskussion. Bereits ab 11 Uhr gibt es im Foyer eine kleine Ausstellung zum Thema Sortenvielfalt. Für jeden, der sich eine seltene Gemüsesorten in den Garten holen will, werden Jungpflanzen und Saatgut zum Kauf angeboten. Neben einem Büchertisch mit empfehlenswerten Büchern zu den einzelnen Themen gibt es auch noch Informationen zu bienenfreundlichen Pflanzen sowie vom österreichischen Verein Arche Noah. Der Verein setzt sich seit 25 Jahren für den Erhalt und die Verbreitung seltener Gemüsesorten ein.

Die Veranstaltung findet im Kleinen Kursaal der Gemeinde Prien am Chiemsee (Alte Rathausstraße 11) am Samstag 25.04.2015 von 11 Uhr bis 17 Uhr statt.

Am besten kommen Sie zu Fuß, z.B. nach oder zwischen dem Einkaufen. Parkmöglichkeiten gibt es in der nahegelegenen Beilhackstraße.

Der Eintritt ist kostenlos.

Das Programm im Detail:

11 Uhr: Eröffnung der Ausstellung im Foyer, Verkauf von Jungpflanzen und Saatgut seltener Gemüsesorten, Büchertisch, Infotische.

Im Foyer des Kleinen Kursaals. Dort gibt es eine Ausstellung zum Thema Sortenvielfalt am Beispiel von Tomaten, Stangenbohnen und Kürbis. Anhand von Fotos wollen wir die Vielfalt der unterschiedlichen Erscheinungsformen der Tomaten und Kürbisse zeigen. Zudem gibt es Saatgut von Stangenbohnensorten zum Anschauen.

Für jeden, der sich eine seltene Gemüsesorten in den Garten holen will, werden Jungpflanzen und Saatgut zum Kauf angeboten. Die Referentin Annette Holländer wird aus ihrer eigenen Anzucht samenfeste Jungpflanzen von Tomaten, Paprika, Zucchini, Gurken und Kürbis anbieten. Außerdem gibt es bei ihr ein kleines Sortiment von eigenem Saatgut aus ihrem Erhaltungsanbau sowie samenfestes Bio-Saatgut der Firma DeBolster

Unser Mitglied Werner Waap wird ebenfalls Jungpflanzen bekannter und auch seltener Gemüsesorten anbieten. Die Pflanzen stammen von der Gärtnerei Horizont, einem Bioprojekt der Arbeiterwohlfahrt in Trostberg.
Zudem gibt es bei ihm samenfestes Bio-Saatgut von der Bingenheimer Saatzucht.
Als kleines Dankeschön bieten wir zudem Saatgut von Frau Marlies Ortner aus Stainz in der Steiermark an. Informationen unter www.therapiegarten.at

Die Priener Buchhandlung Mengedoht wird mit einem Büchertisch vertreten sein. Dort gibt es eine Auswahl empfehlenswerter Bücher, u.a. zu den Themen Biogärtnerei und Saatgutgewinnung.

Vom österreichischen Verein Arche Noah, der sich inzwischen seit 25 Jahren für den Erhalt und die Verbreitung seltener Kulturpflanzen einsetzt wird es Broschüren über bienenfreundliche Pflanzen geben.

Für Fragen stehen Ihnen alle Beteiligten gerne zur Verfügung.

13 Uhr: Vortrag: „Die Vielfalt unserer Nutzpflanzen erhalten und vermehren“ (Annette Holländer)

Tomaten in den unterschiedlichsten Farben und Formen, bunte Rübchen und Karotten, Knackerbsen und Kipflerbohnen, Butterkohl und Filderkraut, … Wer kennt Sie noch – diese großartige Vielfalt an Gemüsesorten? Es sind alte, samenfeste Gemüsesorten, deren Saatgut im Handel meist nicht mehr zu finden ist und die oft nur noch von Saatgutarchiven und privaten Erhaltern angebaut werden. Für den Hausgarten und die Selbstversorgung sind viele dieser alten Sorten jedoch oft besonders interessant und mit etwas Hintergrundwissen können sie auch im eigenen Garten erhalten und vermehrt werden.

14 Uhr: „Die Biene im Hausgarten“ (Bärbel Grieblinger )
Was kann der Hausgärtner für die Honigbiene tun, welche Blüten besucht sie gerne und wie lange soll der Garten für die Bienen blühen?
Diese und andere Fragen beantwortet Ihnen aus erster Hand eine Priener Imkerin und berichtet von ihren vielfältigen Erfahrungen mit der Honigbiene.

15 Uhr: Vortrag „Säen und Pflanzen für die Zukunft“
(Annette Holländer).
Alte und samenfeste Nutzpflanzen stellen nicht nur eine unverzichtbare genetische Ressource für unsere Ernährung dar, sie sind auch in Zeiten des Klimawandels in der Lage sich an Umgebung, Wetterbedingungen und Bodenverhältnisse anzupassen und können mit ihren Eigenschaften wieder vermehrt werden. Durch den Einsatz moderner Züchtungstechniken und restriktiver Gesetzgebungen gehen jedoch viele dieser traditionellen Haus- und Hofsorten unwiederbringlich verloren. Der Vortrag befasst sich mit der Entwicklungsgeschichte unserer Nutzpflanzen und erläutert Hintergründe und aktuelle Entwicklungen.

16 Uhr: Vortrag: „Öffentliches Grün in Bürgerhand“ (Werner Waap)
Hier und da gibt es in unserem Ort Plätze, Ecken und kleine Anlagen, die vielleicht mit geeigneten Blumen oder schönen Stauden richtig hübsch aussehen könnten. Für begeisterte Gartler oder Menschen mit Gemeinsinn gäbe es da auch in Prien durchaus Möglichkeiten, sich zur Freude und zum Wohle der Allgemeinheit zu engagieren. Beispiele und Anregungen dazu gibt dieser Vortrag.

Dankeschön:
An dieser Stelle bedanken wir uns schon jetzt bei allen, die unseren Umwelttag 2015 mitgestaltet und möglich gemacht haben ganz herzlich.
Unser Dank gilt vor allem:
Frau Annette Holländer. Sie hat sich bereit erklärt uns mit zwei profunden Vorträgen zu unseren Kernthemen zu unterstützen. Informationen zu den vielfältigen Aktivitäten und Angeboten von Frau Holländer gibt es unter: www.garten-des-lebens.de
Frau Marlies Ortner, Garten der Vielfalt in Stainz in der Steiermark. Sie stellte uns für unsere Ausstellung die Fotos von Tomaten, Bohnen und Kürbissen zur Verfügung. Spannende Informationen finden Sie unter www.therapiegarten.at
der Buchhandlung Mengedoht, die zur Vertiefung der wichtigen Themen des Tages den besten Lesestoff anbot.
dem Verein Arche Noah (www.arche-noah.at) für die Vermittlung von Frau Holländer als Referentin und das Zurverfügungstellung von Informationsmaterial bedanken.
unserer Haus-Grafikerin Magdalena Wolf aus Wien für die gelungene Gestaltung des Plakats und der Homepage.
und unserem Mitglied Wolfgang Schmid,der das Bekleben und Aufstellen der Plakate übernommen hat.
Die Organisation der Veranstaltung lag in den Händen von Tobias Ihm und Werner Waap.